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"Machen Sie nicht das Falsche perfekt!" - Professor Michael Braungart stellt seinen Cradle-to-Cradle-Ansatz im PZH vor

"Machen Sie nicht das Falsche perfekt!" - Professor Michael Braungart stellt seinen Cradle-to-Cradle-Ansatz im PZH vor

"Cradle to Cradle: Produzieren für eine Welt mit zehn Milliarden Menschen" hieß der Vortrag des renommierten "Von der Wiege zur Wiege"-Vordenkers am 7. Februar 2017 im PZH. Es war die erste Veranstaltung in der Reihe "Zukunftslabor Produktion und Gesellschaft" im aktuellen Jahr. Das Vortragsvideo steht online zur Verfügung.

Braungart will nichts weniger als einen Paradigmenwechsel: In seinem Denkansatz gibt es keine Lebensyzklen - denn "eine Coladose hat kein Leben" - und auch keinen Abfall. Er sagt nicht, "Abfall wird zu Nährstoff", sondern "Nährstoffe sind Nährstoffe". Es ist sein Anliegen, Produkte oder Gebäude von Beginn an so zu denken und zu gestalten, dass sie nicht weniger schädlich sind - sondern nütztlich. Also nicht Schadensminimierung durch das Verbot einiger besonders schädlicher Stoffe oder Recycling (meistens Downcycling) einiger anderer Stoffe betreibt, sondern Nutzenmaximierung durch Auswahl von Stoffen, die etwa die Luft von Feinstaub reinigen, die essbar sind, die Energie erzeugen. Dabei gilt das Prinzip: Verbrauchsgüter, die sich abnutzen oder verbraucht werden, müssen ein biolgoischer Nährstoff sein. Gebrauchsgüter dagegen verbleiben komplett in der Technosphäre - als technische Nährstoffe.

Nicht Maschinen verkaufen, sondern deren Leistung

Braungart hält den Ansatz, den eigenen Fußabdruck zu minimieren oder gar klimaneutral werden zu wollen, daher für falsch. Sein Gegenargument ist der Baum, der in keiner Weise klimaneutral ist, sondern in vielfältiger Weise nützlich. Mindestens so interessant für sein ingenieurwissenschaftliches Publikum ist allerdings die Idee der Technospäre: Braungarts Idee ist es, nicht mehr eine Waschmaschine zu verkaufen, sondern das Wäschewaschen. Auf diese Weise blieben die technischen Nährstoffe im Besitzt des Unternehmens, welches den Anreiz und die Möglichkeiten hat, sie sorgsam und qualitativ hochwertig auszuwählen und in gutem Zustand zu halten, um sie im nächsten Innovationszyklus auf neue Weise nutzen zu können.

Gerade das Funktionieren dieser Technosphäre war ein zentrales Thema in der anschließenden Diskussionsrunde: In welcher Form sind solche Modelle denkbar? Als Betreibermodell? Als Verleih? Welche Möglichkeiten gibt es, etwa Werkzeuge mit deutlich verbesserter Standzeit auch für deren Hersteller interessant zu machen? 

Braungart lud alle Zuhörer ein, seine Ideen mit- und weiterzudenken und sie in der Hochschulforschung zu verankern.

Das Video des Vortrags finden Sie auf der Seite Produktion und Gesellschaft.

Zum nächsten Termin am 24. April 2017 spricht der Geschäftsführer der elobau sensor technology, Michael Hetzer, über Motive und Hürden, die Produktion klimaneutral zu machen (seit 2010) und einen Gemeinwohlbericht zu erstellen.